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Was du mit der Apple-Journal-App erreichen kannst und was (vermutlich) nicht

Sie ist ganz neu und klingt ganz großartig - die Journal-App von Apple. Was sie verspricht und wie du sie nutzen kannst, um möglichst viel davon zu haben, liest du in diesem Artikel.



Als ich mir die Beschreibung zur neuen Apple-Journal-App zum ersten Mal durchgelesen habe, bin ich ziemlich geschwankt zwischen "oh, cool" und "oh, naja". Und mein Zwiespalt ist auch bei näherer Betrachtung geblieben. Daher hier Gedanken dazu, was du von der App erwarten kannst (aus meiner Schreibtherapeutinnensicht) und was eher nicht.


Journal oder Album?


Die neue App will es dir ermöglichen, Erinnerungen festzuhalten, es heißt: "Journal ermöglicht es Nutzer:innen, Alltagsmomente und besondere Ereignisse in ihrem Leben festzuhalten und dabei Fotos, Videos, Audioaufnahmen, Orte und vieles mehr einzubinden, um detailreiche Erinnerungen zu schaffen." Ob du dazu dann etwas schreibst oder nicht, ist dir überlassen.


Fazit zu diesem Punkt: Das schaut mehr nach Album aus und hat mit einem Journal eigentlich relativ wenig zu tun. Nicht umsonst unterscheidet die englische Sprache zwischen "Journal" (etwas, bei dem reflektiert wird) und "Diary" (etwas, wo einfach festgehalten wird, was ist bzw. war). Ist das nett? Ja, ganz bestimmt! Wirst du davon einen großen Effekt auf dein Wohlbefinden haben? Das würde ich ein bisschen in Frage stellen.


Schreibanregungen aus der App


Personalisiert und auf dich abgestimmt will die App Vorschläge zur Reflexion und Schreibanregungen bieten, besondere Momente stärker wahrzunehmen, damit du deine Dankbarkeit schulen und dich auf Erfreuliches fokussieren kannst. Das heißt, du bekommst z.B. Fotos, die du gemacht hast, präsentiert und wirst aufgefordert dazu zu schreiben.


Fazit zu diesem Punkt: Schöner Ansatz und beim Fokussieren und Bewusstmachen auf Positives könnte die App wirklich hilfreich sein. Wir wissen, dass wir Menschen viel stärker dazu neigen, unsere Aufmerksamkeit auf die schwierigen Dinge und das Negative zu richten, das Positive müssen wir uns eher erarbeiten. Dabei kann die App wohl wertvolle Inputs leisten.


Schreiben am Iphone - oh no no no ...


Natürlich liegt es in der Natur der Sache, dass ein Unternehmen wie Apple und eine Iphone-App zum Schreiben am Gerät auffordern. Eh klar. Aus schreibtherapeutischer Sicht muss man an dieser Stelle sagen, danke, Apple, dass ihr Journaling verbreitet, aber auch: Man weiß aus unzähligen Studien, dass ein Tippen an einem Gerät bei weitem nicht dieselben positiven Effekte hat, wie mit der Hand zu schreiben.


Daher würde ich, so schräg es klingen mag, dringend überlegen, mir ein Notizbuch zur App zuzulegen. Reflexionsvorschläge und eigene Fotos als Schreibimpulse zu nutzen, ist ganz wunderbar - gleichzeitig ist einfach viel mehr Effekt drin, wenn ich zu Stift und Papier greife, als wenn ich in ein Smartphone tippe.


Fazit


Die neue Journal-App kann und wird aus meiner Sicht ganz viel Beitrag dazu leisten, das Journaling, das so viele wertvolle positive Effekte haben kann, noch bekannter zu machen. Es ist bestimmt fein, Erinnerungen zu bündeln, zu kommentieren, zu gestalten und dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückzuschauen. Es kann außerdem hilfreich sein, sich auf die guten Momente zu fokussieren. Aber, viel mehr wird man mit dieser App vermutlich auch nicht erreichen. Sie ist fein, vor allem für Einsteiger*innen, die anfangen möchten, für sich eine angenehme Routine zu starten. All jene, die schon einmal tiefere und intensivere Schreibprozesse erlebt haben und wissen, was während des Schreibens alles auftauchen oder passieren kann, wenn man sich wirklich drauf einlässt, wird man wohl eher nicht erreichen.






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